Wie sieht eine Hexe aus?
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Was macht eine Hexe?

Auf Dauer ist es wirklich zu anstrengend, ständig finster dreinzuschauen, geheimnisvolles Zeug zu murmeln, heimtückisch zu kichern, täglich Leute zu verfluchen, zu verwandeln oder zu verzaubern, den Teufel zu verehren, in blutigen Ritualen Jungfrauen zu opfern, sich mit soeben beschworenen Dämonen herumzuärgern und gleichzeitig noch daran zu werkeln, die Weltherrschaft an sich zu reißen.

 

Deshalb tun Hexen auch ganz andere Dinge, als Volksmeinung und Boulevardpresse es ihnen nachsagen. Eine Hexe in der heutigen Zeit übt genauso normale Berufe aus wie jeder andere auch. Daher haben sie auch einen ganz gewöhnlichen Tagesablauf. Nur hat sie einfach eine andere Einstellung zur Natur, zum Universum, zu ihrem Unterbewußtsein und dessen Kräften. Ab und zu benutzt sie ihre Kräfte auch, um Erkenntnisse zu erlangen oder etwas zu bewirken. Aber mit den typischen Klischeevorstellungen hat magisches Arbeiten nichts zu tun. 

Ganz allgemein ausgedrückt ist eine Hexe ein Mensch, der eine entschiedene Anstrengung unternimmt, um aus sich selbst heraus eine tatsächlich funktionierende Beziehung zwischen ihrem Inneren und ihrer äußeren Realität herzustellen, weil sie nicht damit zufrieden ist, nur eine Marionette im großen Spiel zu sein, sondern auf eigenes Risiko mitspielen will.

Hexen streben zwar nach Macht, doch dieser Begriff bedarf einer Erklärung, weil er in Bezug auf Hexen sehr oft missverstanden wird (manchmal auch von ihnen selbst). Das Wort „Macht“ stammte schon in altgermanischer Zeit von der persischen Wurzel „magh“ (können, vermögen) ab. Später entwickelten sich daraus über das mittelhochdeutsche „müg(e)lichkeit“ auch die Wörter „Möglichkeit“ und „Vermögen“ im Sinne von „Fähigkeit, Kraft, Zeugungskraft, Mittel, Geld und Besitz“. Magische Macht bedeutet magisches Können, das Vermögen, magisch zu wirken, und natürlich wollen Hexen diese Macht erlangen und steigern.

Magische Macht bedeutet für die ernsthafte Hexe aber in erster Linie die Macht über das eigene Schicksal zu erlangen. Anstatt ständig fremdbestimmt als Opfer durchs Leben zu wandeln, will sie dieses Leben in die eigenen Hände nehmen, eigenverantwortlich und frei, nur den eigenen und bestimmten gesellschaftlichen und staatlichen Gesetzen gehorchend. Außerdem ist der Spruch „Wissen ist Macht“ für die Hexe sehr zutreffend, denn ein großer Teil der angestrebten Macht sind Wissen und Erkenntnis.

Die Macht in Form von Herrschaft über andere Menschen, wie der Begriff assoziieren mag, kann zwar damit inbegriffen sein, ist für die meisten Hexen allerdings nachrangig und auch negativ belegt. Obwohl es immer wieder Hexen gibt, denen es vornehmlich um diese Form der Machtausübung geht, betrachten sie die meisten lediglich als nützliche und ab und zu auch benutzte, zumeist aber nicht notwendige Möglichkeit, sich zu wehren, Hindernisse zu beseitigen oder materielle Ziele zu verwirklichen.  

Was sie dann damit anstellen, kann aber wieder vollkommen unterschiedlich sein. Magie ist etwas sehr Individuelles, und so wirkt jeder Magiebegabte auf seine eigene, ganz persönliche Art und Weise. Grobe Richtungen lassen sich in Begriffe gruppieren, so zum Beispiel Magier, Hexen, Druiden, Schamanen, Priester etc., aber auch innerhalb einer solchen Gruppe gibt es zwischen ihren Vertretern große Unterschiede. Und jeder von ihnen ist einzigartig, denn die Begabungen und Interessen sind nun einmal verschieden.

Deshalb macht die eine Magieanwenderin auch noch lange nicht dasselbe wie eine andere. Jede Hexe lebt im Grunde ihre ureigene individuelle Version dieser Weltanschauung. Für manche ist es eine Zaubertechnik, für andere eine Lebensphilosophie und für wieder andere eine Religion. Manche glauben an Götter, andere nicht. Manche organisieren sich, andere arbeiten allein oder mit Freunden. Hexen tragen sehr viel Verantwortung, und etliche missbrauchen ihre Fähigkeiten auch. Jede ist ein Individuum, so wie jeder andere Mensch auch.

Unter Hexen gibt es genauso gute und böse Charakterzüge wie unter den anderen Menschen auch – denn sie sind normale Menschen, die sich lediglich ein besonderes Talent erschlossen haben. Deshalb gehören die Hexen auch keinem elitären Kreis an (obwohl sie oft der Gefahr unterliegen, dies so zu sehen), sondern unterscheiden sich nicht wirklich von anderen, die ebenfalls ein besonderes Talent haben, wie beispielsweise ein Musiker.

Die einen machen viele Rituale, die anderen wirken Magie aus dem Stegreif, es gibt welche, die sehr festgelegte Glaubensvorstellungen haben, andere sehen es einfach als Lebensphilosophie und arbeiten kaum mit Magie. Nur man selbst kann sagen, was für einen selbst richtig und was falsch ist.

Der wohl überwiegende Teil der Hexen arbeitet als Einzelgänger für sich allein, andere schließen sich zu Gruppen zusammen. Solche Gruppen nennt man Hexen Zirkel, von „circulum“ (lat.: Kreis), bei rein zeremoniellen Gruppen Orden oder Hexen Coven, was aus dem Englischen kommt und sich von „conventus“ (lat.: Versammlung) ableitet. Die meisten Traditionen zeremonieller Magie konzentrieren sich auf die Zusammenarbeit mit anderen in einer kleinen Gruppe. Allerdings gehört längst nicht jede Hexe einer Gruppe an. Viele ziehen es vor, ihren eigenen Weg zu gehen und sich ihre Inspiration aus publizierten Quellen und aus sich selbst heraus zu holen.

Meist werden auch Gruppenmitglieder Mischformen praktizieren, bei denen Einzelgänger zuweilen bei Gruppen teilnehmen, und Gruppen, deren Mitglieder mehreren Gruppen angehören. Natürlich gibt es auch absolute Einzelgänger und Gruppen, die sich abkapseln, aber alle sind gleichrangig, und jeder kann frei entscheiden, wo und mit wem er zusammenarbeiten möchte (vorausgesetzt, daß die Gruppe denjenigen aufnehmen möchte, denn auch deren Mitglieder können dies natürlich frei entscheiden). Wer mit der Linie einer Gruppe nicht einverstanden ist, scheidet aus und sucht oder gründet eine Neue.

So werden manche Hexen bestimmte Rituale und Feste mit der Gruppe teilen, andere aber lieber allein durchführen. Auch Gruppen gehen nicht immer einen gemeinsamen Weg. Viele entwickeln auch in der Gruppe ihre eigene, persönliche Spiritualität, um dadurch Selbstbewusstsein und Kraft zu gewinnen. Dieses nutzen sie dann sowohl als Individuum als auch in ihrer Rolle des Gruppenmitglieds.

Meistens geht es bei konkretem magischen Tun um konstruktive, hilfreiche Dinge für einen selbst oder einen engen Kreis von Freunden und Familie oder auch Haustieren. Sei es Heilung, Unterstützung, Erfolge in Beruf, Geschäften, privaten Dingen, Liebe, Förderung von Glück und Wohlstand – es geht um eine magische Steigerung dessen, was man gemeinhin „Lebensqualität“ nennt.

Magie dient auch als spiritueller Weg. Einige magische Übungen und Rituale werden durch die Hexe auch als tiefgehende spirituelle Disziplin benutzt. Das Ziel dieser Magie ist nicht die Transformation der äußeren Welt, sondern die Veränderung der inneren Welt, dem Geist und der Seele der Hexen.

 

Creanna
Creanna
Ich - Creanna, praktizierende Hexe - habe mir eine Aufgabe gestellt zum Nutzen der Welt und zum Wohlgefallen der edlen Herzen. Jener Herzen, zu denen ich mich hingezogen fühle und jener Welt, in die mein Herz blickt.

2 Comments

  1. Kirsten Geisel sagt:

    So würde ich es auch beschreiben.

  2. Laura B. sagt:

    Gut beschrieben, kann dem nur zustimmen 🙂

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